Volles Engagement in den Bereichen Gehen, Radfahren und Öffentlicher Verkehr!
Beim sehr gut besuchten 12. Mobilitätsplenum am Donnerstag, 24.11. im Kultur- und Bildungszentrum war ein erster Textentwurf zum Mobilitätsleitbild Thema, aber vor allem die Vorschläge zu alternativen Einbahnführungen, wie sie auch hier und hier am Blog schon kontroversiell diskutiert wurden.
Eine Schlüsselstelle für die Machbarkeit des Vorschlags war die Einmündung von der Strecker-Gasse her in den Kreisverkehr beim Freizeitzentrum. Rein technisch ließe sich das zwar darstellen, auch die Bezirkshauptmannschaft hat grundsätzlich Bereitschaft zur Genehmigung signalisiert, allerdings erreichte uns kurz vor dem Plenum seitens Land NÖ eine eindeutig abschlägige Stellungnahme. Damit ist die zur Diskussion gestandene Einbahnführung durch den Ortskern nicht realisierbar.
Zum Vorschlag, die Verkehrsströme durch die Regenhartgasse, die Mühlgasse und die Gauguschgasse mittels Einbahnen zu entflechten, wurden insgesamt drei Unterschriftenlisten aufgelegt, die sich gegen diese Lösung und für die Beibehaltung des Status quo aussprachen. Auch hier ist der Widerstand derart massiv, dass an eine weitere Verfolgung dieses Vorschlages nicht zu denken ist.
Trotzdem bleibt die Problemlage bestehen: die Verbindungen zwischen Donauwörther Straße bzw. Plättenstraße/Wiener Gasse und Zufahrt zur Autobahn über die Mühlgasse sind am Limit und da Perchtoldsdorf in einer Wachstumsregion liegt, wird der Verkehr auch tendenziell zunehmen, wenn es nicht gelingt, durch breites Engagement eine tatsächliche Reduktion herbeizuführen.
Beim Plenum wurden auch einige Entlastungsvarianten diskutiert. Einmal der Autobahnhalbanschluss von der Gattringerstraße her, der zwar für unser Problemgebiet eine Entlastung wäre, die Gesamtverkehrsbelastung aber nicht reduzieren würde, und zum anderen der Ausbau der Vierpatzstraße mit Anschluss an die Autobahn in der Eisenhüttelgasse bzw. Überbrückung der Südbahn, für den gleiches gilt, für unser Problemgebiet aber nur eine geringere Entlastung bedeutete. Dafür liegt die zweite Variante im Wirkungsbereich der Marktgemeinde Perchtoldsdorf, während die erste auf Brunner Gebiet liegt, von woher auch Signale vorliegen, dass diesem Projekt nicht näher getreten werden soll.
Beide Varianten verursachen zudem Kosten in Höhe mehrerer Millionen Euro und unter anderem die allseits sehr angespannte Budgetsituation weist auf eine Realisierung nicht vor 10 Jahren hin, sollte beizeiten positiv entschieden werden können.
Eine tatsäche Reduktion der Verkehrsbelastung würde hingegen eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Kaltenleutgebner Bahn bedeuten. Beim Plenum wurde auch der Vorschlag eingebracht, die Trasse für eine Busverbindung zu nutzen. Hier steht nun eine Machbarkeitsstudie an, wo die Varianten untersucht werden und klar herausgearbeitet wird, was das jeweils bedeutet und welche Lösung die nachhaltigere ist. Aber auch hier sprechen wir vermutlich von einigen Jahren bis zu einer effektiven Realisierung – natürlich vorbehaltlich dessen, dass eine positive Entscheidung zustande kommt.
Da die Situation aber jetzt schon sehr angespannt und keine weitere „große Lösung“ in Sicht ist, bleibt als einziger Ausweg nur mehr das volle Engagement in den Bereichen Gehen, Radfahen und Öffentlicher Verkehr. Durch eine Palette kleinerer und mittelgroßer Maßnahmen sollen diese Bereiche attraktiver und in ihrer Bedeutung aufgewertet werden.
Eine tatsächliche Reduktion der Verkehrsbelastung lässt sich definitiv nur dadurch erreichen, dass so viele Wege wie möglich ohne Kfz absolviert werden. Es geht dabei gewiss nicht um einen totalen Autoverzicht. Selbstverständlich gibt es viele Situationen, wo man es einfach benötigt. Aber nach verschiedenen Studien sind etwa die Hälfte der Wege kürzer als 5 km und es gibt damit von daher schon ein großes Potenzial für Alternativen.
Definitiv gilt: Wer geht, fährt nicht mit dem Auto. Wer mit dem Rad fährt, fährt nicht mit dem Auto und wer Öffentliche Verkehrsmittel nutzt, fährt nicht mit dem Auto. Sie alle tragen damit zu einer faktischen Reduktion der Verkehrsbelastung bei und auch – in Perchtoldsdorf nicht ganz unwesentlich – zu einer Entspannung der Parkraumsituation. FußgängerInnen brauchen nunmal keinen Parkplatz. Auf einem Kfz-Stellplatz können bis zu 10 Fahrräder bequem abgestellt werden. Das allein sollten schon hinreichend wirksame Argumente sein, um FußgängerInnen und Radfahrenden die volle Wertschätzung entgegen zu bringen. Darüber hinaus halten sie unser aller Luft sauber, machen kaum Lärm, stellen ein vergleichsweise sehr geringes Gefahrenpotenzial für unsere Kinder dar und sind auch ansprechbar, sollte das einmal notwendig sein.
Als ein Bestandteil des Mobilitätsleitbilds wird auch ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, wo zusammengetragen wird, was alles in diese Richtung unternommen werden kann. Er ist hier einsehbar und wird laufend aktualisiert. Gemeindeseitig kann sicher einiges zur Reduktion der Verkehrsbelastung verwirklicht werden, das alleine wird aber noch nicht reichen. Wir alle sind aufgerufen, in unserem Mobilitätsverhalten die oben besprochene Problemstellung zu berücksichtigen, um die Lebensqualität in Perchtoldsdorf zu erhalten, wenn nicht sogar zu verbessern.
Meine Empfehlung dazu: Machen Sie sich eine Aufstellung, welche Wege Sie pro Woche mit dem Auto zurücklegen. Ermitteln Sie dann den einen Weg, der am leichtesten auch ohne Auto bewältigbar ist, und probieren Sie es einfach einmal eine Zeitlang aus. Wenn es funktioniert und sich gut anfühlt, nehmen Sie sich den nächst schwierigeren Weg vor. Über kurz oder lang sollten sich dann auch positive Nebenwirkungen einstellen: der tägliche kleine Spaziergang hat eine lebensverlängernde Wirkung und das Geldbörsel freut sich auch.
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